Was ist SprachWelt.de?
Bücher und Lernprogramme zu den Sprachen dieser Welt
» Umfangreiche Infos zu den vorgestellten Titeln
 

Sprachwelt.de - Sprachen (A-Z) - Altgriechisch - Altgriechische Literatur

Aristoteles, Gerhart Schneeweiß (Hrsg.)
Protreptikos - Hinführung zur Philosophie
Griechisch und deutsch. Rekonstruiert, übers. und komm. von Gerhart Schneeweiß



Der "Protreptikos" des Aristoteles (384-322 v. Chr.) gehört zu den wichtigsten und am häufigsten gelesenen philosophischen Büchern der Antike. Diese allgemein verständliche "Hinführung zur Philosophie" ist eine leidenschaftliche Werbung für grundsätzliches Denken.

Es handelt sich um ein Werk, das den großen antiken Philosophen von einer für uns 'neuen', für die Antike aber ursprünglich bestimmenden Seite zeigt, keineswegs als 'nüchternen Logiker', sondern als Verfasser philosophischer Kunstprosa für eine breite, geistig aufgeschlossene Leserschaft.

Die genaue Übersetzung neben dem griechischen Original macht den aristotelischen Gedanken in neu ansprechender Weise gut lesbar.

Der "Protreptikos" des Aristoteles (384 - 322 v.Chr.) ist eines der wichtigsten und am häufigsten gelesenen philosophischen Werke der Antike. Die Schrift wirft Fragen um Widersprüche und Gegensätze bei Problemen auf, die für das Leben des Menschen und seine Zielrichtung seit eh und je entscheidend sind. Der große griechische Philosoph will mit diesem rhetorisch aufbereiteten Text werbend eine breite Leserschaft zum philosophischen Denken hinführen. Die genaue deutsche Übersetzung neben dem griechischen Original ermöglicht einen ansprechenden, gut lesbaren Zugang zum aristotelischen Denken.

Leseprobe:
Der Protreptikos des Aristoteles stellt eine eindrucksvolle Werbung für ein Leben des Geistes dar: Forschung und Erkenntnis, also ‘Theorie’ als solche, steht an Wert weit über allem praktischen Nutzen und äußerem Gewinn, weil sich darin die menschliche Natur in ihrer Ausrichtung auf den Geist als höchstes Gut verwirklicht. Die Aufforderung zu einem solchen Leben hat grundsätzlich Gültigkeit für Philosophie und Wissenschaft jeglicher Ausrichtung.
Diese allgemeingültige Zielsetzung und die artspezifische Tradition literarischer Publikationen über philosophische Themen legte für Aristoteles im Protreptikos (wie wohl auch sonst in seinen für eine breite Leserschaft veröffentlichten Schriften) den Gebrauch platonischer Wendungen nahe, die in ihrer Bildhaftigkeit die stilistische Funktion von Metaphern bekamen. Besonders in der literarischen Prosa des Protreptikos konnte noch der späte Aristoteles - ähnlich wie schon in den dichterischen Worten seiner ‘Altarelegie’ auf den verstorbenen Platon und im Hermiashymnus - über alle sachlich philosophischen Unterschiede hinweg weiterhin dankbare Verbundenheit, Verehrung und Dankbarkeit zu seinem Lehrer ausdrücken, der ihm teuer blieb, zu dem Manne, dessen Gestalt für ihn so erhaben war, dass nach seinem Urteil ‘diesen auch nur zu loben, den Schlechten kein Recht zusteht’.
Der Protreptikos und sein Umfeld bieten keinen Anhaltspunkt dafür, dass Aristoteles in dieser Schrift ‘noch’ inhaltlich Platons Ideenlehre vertreten hätte. Somit fällt der Protreptikos als Ausgangspunkt des inneren Werdeganges des Aristoteles fort, zumal auch die neu aufgezeigten Indizien für dessen Datierung in die Spätzeit des Aristoteles weisen. Die philosophische Entwicklung des Aristoteles vollzog sich also keineswegs so gradlinig-schematisch von einem platonischen Idealismus zu einem antiplatonischen Empirismus, wie Werner Jaeger meinte. Vielmehr reagierte einerseits gerade schon der junge Aristoteles höchst kritisch auf Platons Lehren; andererseits erkannte er deren bleibende Bedeutung - trotz oder gerade in seiner eigenen differenzierenden Lehre - mit zunehmendem Alter immer mehr an. So bestimmte der dialektische Dreischritt von These, Antithese und Synthese auch insgesamt den philosophischen Werdegang dieses großen Logikers.
Die ‘Hinführung zur Philosophie’ in ihrem allgemeinen Sinn wird aber von Aristoteles persönlich vertreten und begründet; es ist seine spezifische Philosophie, die sich stets als Grundlage der umfassenden Zielrichtung seiner Aussagen zu erkennen gibt. So ergeben sich inhaltlich keine Widersprüche zu dem in den aristotelischen Lehrstücken überlieferten gedanklichen System. Im Gegenteil, viele Begriffe und Zusammenhänge erscheinen im Protreptikos und seiner kunstvoll literarischen Stilisierung klarer, anschaulicher und einprägsamer, so manche Konsequenzen des aristotelischen Denksystems, die sich in den thematisch voneinander abgesetzten Pragmatien nur andeutungsweise und verstreut finden, sind im Protreptikos in übergreifender Gesamtschau von Ontologie und Ethik und deren Prinzipien eindrucksvoll zusammengefasst.
So ist diese wiedergewonnene Schrift des Aristoteles, die für Philosophie und geistiges Leben schlechthin begeistern will, zugleich auch eine authentische und somit die beste Einführung in das spezifische Denken dieses sonst in seiner Größe nicht so leicht fasslichen und zugänglichen Philosophen. In seiner Aussage als Werbung für ein geistig aktives Leben, welche sich auf die stets gleichbleibende Natur des Menschen bezieht, bietet der aristotelischen Protreptikos klassisch, stets aktuell Sinnerfüllung für jede menschliche Existenz.

Inhaltsverzeichnis:
  • Einleitung zum Protreptikos des Aristoteles
  • Literarische Gattung und Überlieferung des Protreptikos
  • Ein Widerspruch? Aristoteles als literarischer Künstler und als streng wissenschaftlicher Fachphilosoph
  • Der Protreptikos als literarische Form
  • Zweck und allgemeine Bedeutung des aristotelischen Protreptikos
  • Die Weiterwirkung
  • Der aristotelische Protreptikos als formales Vorbild
  • Der inhaltliche Einfluss des aristotelischen Protreptikos in der Geistesgeschichte
  • Die überlieferten Zeugnisse des aristotelischen Protreptikos
  • Die modernen Theorien über den Protreptikos
  • Die Identifizierung der Textzeugnisse
  • Die Interpretation der Fragmente
  • Werner Jaegers Entwicklungstheorie
  • Grundsätzliche Einwände gegen Jaegers Theorie
  • Das Problem der Datierung des Protreptikos
  • Die bisherigen Rekonstruktionsversuche
  • Die neue Rekonstruktion
  • Die Methoden der vorliegenden Rekonstruktion
  • Die Ergebnisse der Rekonstruktion
  • Gliederung, Aufbau, literarische Form und Argumentationsweise des aristotelischen Protreptikos
  • Die Philosophie des aristotelischen Protreptikos
  • 'Platonisches’ oder ‘aristotelisches’ Konzept?
  • Der Naturbegriff: Entelechie und Wesen
  • Das Begriffspaar ‘Anlage’ und ‘Verwirklichung’ (‘Dynamis’ und ‘Energeia’)
  • Philosophie als Seins- und Werterkenntnis - Das Verhältnis von Theorie und Praxis
  • Ethik als ‘Nachahmung der Natur’ - Die Selbstverwirklichung im Geistigen als oberstes Ziel
  • ‘Einheit von Lebensführung und Erkennen’ - Das ‘Gute’ als theoretisches und praktisches Ziel
  • Die Norm des ‘Einsichtigen’
  • Die Sinnerfüllung des menschlichen Lebens
  • Die neue Datierung des Protreptikos
  • Zusammenfassung
  • Text und Übersetzung
  • Konkordanz der Fragmentenzählungen
  • Erläuterungen zur Textgestaltung
  • Bibliographie
  • Anmerkungen


Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2005, 278 S.
54,90 Euro
Hardcover, hrsg., übers. u. komment. v. Gerhert Schneeweiß
ISBN: 978-3-534-16472-1



Titel gebraucht, antiquarisch & neu kaufen bei:

Angebot suchen und bestellen bei booklooker

Angebot suchen und bestellen bei medimops

 
HörbuchTipps:



Infos & Hörproben
 
The Network
cc-live - Redaktionsbüro / Internetagenturcc-live
Google
 
Web www.sprachwelt.de
 
 
 
© 1997 - 2023
last update
12.11.2023